Artemia (div. Salinenkrebschen)
Zuerst einmal ein wenig Aufklärung, denn Artemia ist nicht gleich Artemia ;)
Die Art mit dem höchsten Bekanntheitsgrad ist wohl Artemia salina - nur, in den wenigsten Cysten und Frostfuttern befindet sich diese Art!
Kommerziell genutzt wird nämlich ausschließlich A. franciscana und A. gracilis, beide Arten kommen hauptsächlich in Nordamerika, sprich den dortigen Salzseen, vor, sowie A. sinica und A. parthenogenetica, welche vorwiegend in Asien und China zu finden sind.
Artemia salina, die Art, die in der Aquaristik sinnbildlich aber fälschlicherweise für alle Artemia gebraucht wird, ist sehr selten und hat ihren Ursprung in Südeuropa und Nordafrika. In den USA, Russland, China oder Asien, also den Haupt-Exportländern gefrosteter Artemia und getrockneter Cysten, gibt es sie gar nicht.
Es werden zwar zum Teil im Handel "Artemia cf. salina aus Kasachstan" angeboten, aber allein das cf. (conferre = vergleiche) vor dem Artnamen sagt aus, das die Bestimmung der Art unsicher ist, sie ähnelt nur A. salina.
Die Unterschiede der einzelnen Arten sind aber recht gering und beschränken sich auf unterschiedliche Größe, Segmentanzahl oder Farbe. Daher werden auch weltweit verbreitet aufgefundene Artemia, die in wesentlichen Merkmalen mit der Gattung übereinstimmen, aber keiner Art zugeordnet werden können, als Artemia sp. bezeichnet.
Folgende Arten, aufsteigend sortiert nach Entdeckungsdatum, sind bisher gefunden und auch benannt worden (in Klammern Herkunft und Erstbeschreibung):
- Artemia salina (England, Spanien, Italien, Libyen, Ägypten / Linne, 1758)
- Artemia gracilis (Nord- und Südamerika / Verrill, 1869)
- Artemia franciscana monica (Nordamerika - nur Kalifornien, Mono Lake - / Verrill, 1869)
- Artemia urmiana (Iran / Gunther, 1900)
- Artemia salina pacifica (Hawaii, endemische Subspezies / Sars, 1903)
- Artemia franciscana (Nordamerika, Karibik, Pazifische Inseln, Australien / Kellogg, 1906)
- Artemia persimilis (Argentinien / Piccinelli u. Prosdocimi, 1968)
- Artemia cf. salina (Zentral Asien / Anderson et al., 1970)
- Artemia parthenogenetica (Europa, Afrika, Asien, Australien / Barigozzi 1974)
- Artemia tunisiana (Europa, Nordafrika / Bowen u. Sterling, 1978 - Synonym zu A. salina)
- Artemia sinica (Zentral Asien, China / Yaneng, 1989)
- Artemia tibetiana (Tibet, China / Abatzopoulos, Zhang, Sorgeloos, 1998)
Ergänzend dazu gibt es noch Artemia nyos, eine künstlich erzeugte Hybrid-Art, sogen. Sea Monkeys. Gezüchtet in den "New York Ocean Science" Laboratories. Der Artname (nyos) setzt sich übrigens aus den Anfangsbuchstaben der Firma zusammen ;)
Wissenschaftlich ist diese Art nicht anerkannt.
In der Natur lebt Artemia in Gewässern mit einer sehr hohen Salz- und Mineralkonzentration, in denen andere höhere Lebewesen nicht lebensfähig sind (z.B. Salzseen in den USA). Vereinzelt gibt es auch europäische Vorkommen, u.a. in Laken und wassergefüllten Ausschächtungen der Salzbergwerke. Artemia salina z.B. war früher sogar in Deutschland heimisch, ist hier aber inzwischen nahezu ausgestorben.
Laut einem Artikel in der Vereinszeitschrift 04/2005 der IRG gibt es eine größere und stabile Population in Seen bzw. künstlichen Becken in Eisleben in der Nähe von Halle/Saale, in die Verarbeitungs- u. Drainagewasser der dortigen Kali-Bergwerke fließt. Diese wird inzwischen auch kommerziell bewirtschaftet. Siehe dazu "Artemia in Deutschland".
Es gibt diese Krebse bereits seit etwa 450 Millionen Jahren.
Seit etwa 1949 werden die Artemia in den USA kommerziell gefischt, später wurden sie dann als Frostfutter nach Europa exportiert, um auch hier für die Aufzucht von Zierfischen nutzbar zu sein. Die erwachsenen, knapp 20 mm großen Krebse vermehren sich lebendgebärend.
Sie ernähren sich von Phytoplankton (Algen, Bakterien), das sie aus dem Wasser filtrieren.
Artemia lässt sich sehr leicht aus den überall erhältlichen Cysten (Dauer-Eier) heranziehen, welche die Weibchen bei sich verschlechternden Umweltbedingungen in unzähligen Mengen ablegen. Diese sind jahrelang haltbar, sofern sie kühl und trocken gelagert werden. Man benötigt zum Ausbrüten nur eine Membranpumpe, Wasser und jodfreies Kochsalz.
Die gerade geschlüpften Artemialarven (Nauplien, s. Bild) sind ein hervorragendes Jungfischfutter.
Die erwachsenen Krebschen können zudem ca. 6 - 8 Stunden in Süßwasser überleben, so dass den Fischen auch nach der Fütterung noch eine zeitlang Lebendfutter geboten wird.
Wer den Aufwand einer Artemiazucht allerdings scheut, ist mit gefrosteten Artemia ebenfalls gut bedient, nur sollte es sich um qualitativ hochwertige Ware handeln. "Billigblister" oder beschädigte Verpackungen sind zu vermeiden.
Vielfach wird behauptet, dass das Verfüttern "salziger" Futtertiere an Süßwasserfische für diese auf Dauer schädlich ist. Diese Behauptung ist in punkto Artemia falsch! Artemia besitzen die Möglichkeit zur hypotonischen Regulation, sprich, sie haben einen stets gleichen, geringen Salzgehalt und nicht etwa den erhöhten ihres Umgebungswassers (welcher bis 25% betragen kann). Im Falle von Artemia beträgt dieser Salzgehalt ca. 0,9%. Der Salzgehalt ist mit dem im menschlichen Körper vergleichbar - Artemia sind somit isotonisch ;)
Die nachweislich besten Artemia sind "GoldenGate-Brine Shrimps". Diese Artemia der Fa. Kordon werden im National Wildlife Refuge, San Francisco Bay in Kalifornien/USA gefangen und stammen daher aus saubersten Fanggründen. Offenbar gehört dies aber auch der Vergangenheit an, denn die komplette Artemiasparte wurde Anfang 2008 von Kordon nach Nord-China in die Provinz Shandong verlagert. Näheres dazu findet sich HIER. Ob diese Ware die gleiche Qualität hat wie die vorherige bleibt abzuwarten.
Gefrorene Artemia sollten nach Anbruch innerhalb von 6 Monaten verbraucht werden. Darüberhinaus gibt es auch noch die Möglichkeit, entkapselte Artemia zu verfüttern.
Nährwert der Trockensubstanz | ||
Wasser | < 5 % | |
Protein (Eiweiss) | 56,4 % | |
Fett | 11,8 % | |
Vitamine | C , A | |
Ballaststoffe vorhanden | ||
Wertigkeit | hoch |
(ib)