Ernährung tropischer Fische in ihrem Heimatgebiet
Im Folgenden soll einmal die Ernährung von wildlebenden Fischen in den verschiedenen Regionen kurz dargestellt werden. Diese ist zwar nicht vollständig auf Tiere in Gefangenschaft zu übertragen, kann ihr aber durchaus angenähert werden.
Im Allgemeinen besteht die Nahrung von Raubfischen zu 80% aus lebenden Tieren, im Gegensatz zu den Friedfischen, deren Ernährungsgrundlage aus 80% pflanzlichen Substanzen besteht.
Dazu ein paar Beispiele aus der Natur.
Ein Flusssystem inkl. aller Seen, Bäche und Überschwemmungsgebiete auf Sri Lanka ergab folgendes:
alle Barben und Rasbora-Arten wurden während der Trockenzeit mangels genügend kleinem Lebendfutter zu reinen Pflanzenfressern. Selbst Moskitolarven gibt es dann kaum. Nur auf die Wasseroberfläche gefallene oder zufällig erhaschte Insekten bereicherten den Speiseplan.
Die eigentlich räuberisch lebenden Fische ernähren sich nun von Insekten aller Art, die irgendwie ins Wasser geraten oder wühlen im Bodenschlamm nach Würmern u.ä.
Auch faulende Früchte wie Banane oder Ananas werden nicht verschmäht.
Bisweilen versuchen sie noch, in Rudeln kleinere Fische zu erbeuten. Einige wie die Guramis gewöhnen sich das Jagen in der Trockenzeit aber komplett ab und werden zu Algenfressern.
In der Regenzeit ändern sich dann die Fauna und damit auch das Fressverhalten der Fische radikal.
Durch den Temperatursturz und die Veränderung der Wasserparameter wird der Fortpflanzungstrieb angekurbelt. Durch den ungeheuren Eintrag von Nährstoffen setzt eine immense Infusorienentwicklung ein, so dass der Fischbrut genügend Erstnahrung zur Verfügung steht.
Die Pflanzenfresser unter den Fischen ernähren sich nun auch vermehrt bis ausschließlich von Kleingetier, welches während einer Zeit von ca. drei Monaten in Massen verfügbar ist. Dies gilt besonders für die schon erwähnten Moskitolarven und diverse Bachflohkrebse.
Ähnliches ist auch aus dem südamerikanischen Amazonas- oder Orinocogebiet bekannt.
Alle Salmler und Kärpflinge, vorwiegend auf pflanzliches spezialisiert (der "Rote von Rio", Hyphessobrycon flammeus, z.B. weidet die Algenbüschel an Landungsstegen regelrecht ab), stürzen sich nach Einsetzen der Regenzeit auf das nun vorhandene Überangebot von tierischer Nahrung (vorwiegend Insektenlarven) und nehmen Pflanzennahrung nur noch sporadisch auf.
Auch die Vermehrung der Fische setzt nun ein und Jung- als auch Alttiere stehen förmlich im Futter jedweder Art und Größenordnung.
Es ist damit ein jahreszeitlicher Wechsel in der Ernährung zu beobachten. Einerseits wird viel pflanzliche Substanz aufgenommen, andererseits große Mengen tierischer Nahrung.
Auch nichtaquatische Nahrung wie Früchte oder terrestrisch lebende Insekten gehören dazu.
Fazit:
Eine einseitige Ernährung nur mit Trockenfutter oder einer Art Frostfutter ist in keiner Weise naturgemäß.
Wenn die Fische gesund und farbig sein sollen, ist Abwechslung unabdingbar. Hierzu gehört auch, eigentlich carnivor lebenden Fischen eine zeitlang nur vorwiegend pflanzliche Nahrung zu bieten.
Dies betrifft vor allem Fische, die aus den asiatischen oder südamerikanischen Tropengebieten stammen (Salmler, Barben, Lebendgebärende, Labyrinther etc.).
Cichliden aus den afrikanischen Grabenseen sind zum Teil Nahrungsspezialisten und deren Habitate fallen nie trocken, sie bleiben daher unberücksichtigt.
Trotzdem habe ich meine Malawis auch schon mal einige Zeit nur mit pflanzlicher Nahrung ernährt.
Geschadet hat es ihnen nicht ;)
(ib)